Spiegelblank putzen aber glatthobeln? In meinem vorigen Blogeintrag habe ich die Getrennt- und Zusammenschreibung bei Zusammensetzungen mit Verben untersucht. Heute widme ich mich den restlichen Verbindungen. Endspurt.
Fangen wir mit den Nomen an:
Nomen + Nomen
Verbindungen von Nomen mit anderen Nomen schreibt man im Deutschen zusammen. Diese Möglichkeit, zur Not auch ad hoc neue Wörter zu kreieren, ist eine der Besonderheiten der deutschen Sprache. Dabei kommt es zu so schönen Wörtern wie dem berühmten Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän.
Bindestrich
Ein Bindestrich kann dabei zum besseren Verständnis gesetzt werden:
- bei besonders langen und somit schwer lesbaren Komposita,
(Antibiotikaresistenz-Forschung, Gemeindegrundsteuer-Veranlagung) - bei Zusammensetzungen mit drei aufeinanderfolgenden, gleichen Buchstaben,
(See-Elefant, Schwimm-Meisterschaft) - um Missverständnisse zu vermeiden.
(Hoch-Zeit vs. Hochzeit, Baum-Ast vs. Bau-Mast, Streik-Ende vs. Streikende, Altbau-Charme [Äh, was ist ein Altbauch? Und der hat Arme?])
Achtung
Die Gruppierung von zwei Nomen ohne Zusammenschreibung und ohne Bindestrich, wie man sie in letzter Zeit immer häufiger findet, ist schlichtweg falsch! Der „Soja Reis Drink“ in meinem Kühlschrank müsste eigentlich Soja-Reis-Drink heißen.
Nomen + Präposition
Wenn das Nomen als „verblasst“ angesehen werden kann, schreibt man zusammen.
(anhand, inmitten, zufolge, zuliebe)
Meist sind jedoch beide Schreibungen zulässig.
(zumute/zu Mute, mithilfe/mit Hilfe, zustande bringen/zu Stande bringen, zutage fördern/zu Tage fördern)
Nomen + Partizip
Nomen und Partizipien werden zusammengeschrieben, wenn:
- die Verbindung die Stelle einer Wortgruppe einnimmt und dabei ein Artikel oder eine Präposition eingespart wird,
(freudestrahlend = vor Freude strahlend
herzerweichend = das Herz erweichend) - das Nomen in dieser Form alleine nicht vorkommt,
(nutzbringend, grenzüberschreitend) - Nomen und Verb auch zusammengeschrieben würden.
(irreführend, heimgefahren, wettgemacht)
Werden Nomen und Verb nicht zusammengeschrieben, dann ist die Zusammenschreibung von Nomen und Partizip freigestellt.
(Erholung suchend/erholungsuchend, Not leidend/notleidend)
Nomen + Adjektiv
Verbindungen von Nomen und Adjektiv werden in der Regel zusammengeschrieben.
(froschgrün, knochentrocken, meterhoch, zuckersüß)
Adjektiv + Adjektiv
Wird die Bedeutung eines Adjektivs durch ein anderes Adjektiv verstärkt oder gemindert, schreibt man zusammen.
(stocktaub, totenstill, hellgelb)
„Nicht“ + Adjektiv/„nicht“ + Partizip
Verbindungen von „nicht“ mit Adjektiv oder Partizip darf man getrennt oder zusammenschreiben.
(nicht öffentlich/nichtöffentlich, nicht rostend/nichtrostend)
Weitere:
Zum Abschluss hier noch einige Fälle, die nicht unter die bisher erläuterten Regeln fallen. Alternativschreibungen sind in eckige Klammern gesetzt.
Die Unterscheidung, wann man getrennt und wann zusammenschreibt, ist wahrlich nicht einfach. Wie Sie gesehen haben, gilt es vor allem, die Wortart zu kennen. Aber es ist auch ein gutes Maß an Sprachgefühl notwendig, um in jedem Fall sicher entscheiden zu können. Da bleibt im Zweifelsfall wirklich nur der Blick in den Duden.
Ich hoffe, dass ich Ihnen trotzdem einen groben Überblick verschaffen konnte. Vermutlich werde ich selbst das ein oder andere Mal auf diesen Artikel zurückgreifen, wenn ich mir einmal wieder nicht sicher bin.
Was ist ein Partizip?
Ein Partizip ist eigentlich ein Verb, aber in einer ganz bestimmten Form. In dieser Gestalt kann das Partizip oft wie ein Adjektiv verwendet werden. Man unterscheidet im Deutschen zwischen dem Partizip I oder Partizip Präsens (gehend, lachend, singend, erzählend) und dem Partizip II oder Partizip Perfekt (gegangen, gelacht, gesungen, erzählt). Das Partizip II wird auch zur Bildung des Perfekts verwendet.
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